Irgendwie hat es sich in den Köpfen festgesetzt, Freifunk wäre schmarotzend auf Kabel-/DSL-Zugänge fixiert — dabei ist doch das Gegenteil der Fall!

In der ganzen Diskussion über die Freifunk-Initiative wird immer wieder zugrunde gelegt, daß die Mitnutzung von lokalen Internet-Zugängen das non-plus-ultra wäre; leider spricht man nicht wirklich mit uns, denn dann wüßte man, daß diese ganze Tunnelei über DSL-/Kabelzugänge nur Mittel zum Zweck ist, die Idee vor­an­zu­bringen.

Das Ziel jedes Freifunk-Netzes ist es, ein eigenständiges, funk­basiertes Netz zu sein, in dem Kommunikation frei statt­fin­den kann. Dieses soll auch einen Übergang in andere Netze, auch zum Internet, haben, aber Freifunk ist mehr als nur ein weiterer Internet-Hotspot-Anbieter. Was Freifunker übrigens mit diesem Video seit Jahr und Tag predigen …

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Berlin Back­Bone (BBB)
Was das bedeutet, kann man sehr schön bei den Berliner Kollegen sehen, die – übrigens mit Förderung der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), einer unabhängigen Anstalt des öffentlichen Rechts – ihr Funknetz »Berlin­Back­Bone« (BBB) stetig erweitern, und selbst Standorte ohne öffentliche Energieversorgung erschließen, um von da wieder andere Orte per Funk erreichen zu können. Berlin geht, wo möglich, über an das BBB angebundene Internetzugänge des Berliner Freifunks ins Internet — was auch das Fernziel für die hiesige Initiative ist.

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Mögliche Funk­strecken in der In­nen­stadt
In Stadt und Kreis Gütersloh würde es der Freifunk-Initiative sehr helfen, wenn unter anderem auf und an öffentlichen Gebäuden Freifunk-Knoten zum Aufbau eines solchen funkbasierten Netzes installiert werden könnten. Vorzugsweise mit Übernahme der Energiekosten (als eher hohe Hausnummer: 60 EUR/Jahr und Standort). Und zwar einfach, weil separate Stromanschlüsse bei den Verbräuchen mehr kosten als der Verbrauch selbst: die Stadtwerke Gütersloh berechnen einen Grundpreis von 8,03 €/Monat — also ca. 60% mehr Grundgebühr als wir überhaupt als kalkulierten Verbrauch sehen …

In der Regel würden es Richtfunkstrecken sein, und nur punktuell würde man von diesen Orten dann auch über entsprechende Router-Antennen-Kombinationen die Umgebung mit dem Freifunk-WLAN bedecken. (Parkplatz und Anfang Fußgängerzone wäre z. B. vom Rathaus aus denkbar.)

Und um auch mit einem anderen Mißverständnis aufzuräumen: die Funkstrecken, also unseren zukünftigen Backbone, würde die Freifunk-Initiative schon selbst betreuen und betreiben wollen. Die Hardware würde über Spenden eingeworben – ähnlich zur aktuell laufenden Aktion zur Versorgung der Umgebung der Notunterkünfte via Facebook –, ebenso die sach- und fachgerechte Installation der Komponenten. Damit stellen sich verschiedene rechtliche Fragen für die kommunale Verwaltung gar nicht erst …

Das wäre die Unterstützung der öffentlichen Hand, die die Frei­funk-Initiative auch in Stadt und Kreis Güters­loh voran­bringen würde.

Der große Freifunk-Irrtum